Unterstützung für neu angekommene geflüchtete Schüler/innen

Die Schule Nummer 361 in Warschau ist eine der neuesten Schulen in der Stadt. In den letzten sechs Monaten hat die Schule wahrscheinlich die höchste Zahl ukrainischer Flüchtlinge aus verschiedenen Teilen des vom Krieg gezeichneten Landes aufgenommen. Vor den Ferien waren mehr als 200 Schüler/innen an unserer Schule, die aus den Kriegsgebieten geflüchtet waren. In diesen ersten Monaten war es unser Anliegen, ihnen einen sicheren Ort zu bieten, nicht unbedingt zum Lernen, sondern vor allem zum Überleben. Nach den Ferien hat sich die Situation erheblich verändert: Es stellte sich heraus, dass 80 % der Schüler/innen hier in Polen bleiben wollten –für Monate, vielleicht für Jahre. Unsere Aufgabe ist jetzt eine völlig andere: Es geht nicht nur um Sicherheit, sondern auch um Integration in das polnische Bildungssystem.
Wir haben verschiedene Vorstellungen, wie wir ihnen einen geeigneten Lernprozess ermöglichen wollen. Zum Beispiel wollen wir Vorbereitungsklassen einrichten, in denen sie Polnisch lernen – eine grundlegende Voraussetzung für die Teilnahme an unserem Bildungssystem. Zwar sind am Anfang Mitarbeitende zur kulturellen Eingliederung von unschätzbarem Wert, die in diesen Klassen arbeiten. Es gibt jedoch einen Zeitpunkt, an dem man hier einen Schlussstrich ziehen und diese Mitarbeitenden ein wenig von der direkten Arbeit in der Klasse abziehen und ihnen verschiedene andere Aufgaben zuweisen muss, damit die Kinder dazu übergehen, die polnische Sprache zu verwenden. Wir wollen sie aber keinesfalls ihrer Kultur, Tradition und Geschichte entfremden. Das ist absolut nicht unsere Absicht.
Geflüchtete Schüler/innen, die in Regelklassen untergebracht sind – wir haben auch solche Schüler/innen – erlernen die polnische Sprache definitiv besser, denn die meisten von ihnen waren im letzten Schuljahr in der Vorbereitungsklasse. Am Ende des Schuljahres empfahl ein Team aus Lehrkräften, diese Schüler/innen in Regelklassen aufzunehmen, weil sie die polnische Sprache bereits ausreichend gut beherrschten, und unserer Meinung nach haben sie sich in diesen Klassen sehr gut eingelebt, es geht ihnen dort gut.
Eine andere Idee wäre es, einzelne Schüler/innen in polnische Klassen aufzunehmen. Aber angesichts der Zahlen – wir reden hier über Dutzende von Schülern/-innen – ist das einfach unmöglich. Aus diesem Grund haben wir ein völlig neues Konzept eingeführt: multikulturelle Klassen. Das sind Klassen, die zu 30 bis 50 % aus ukrainischen Schülern/-innen bestehen, und das Konzept hat sich geradewegs als revolutionär erwiesen. Es stellte sich heraus, dass die Schüler/innen in diesen Klassen auf Polnisch, Englisch und Ukrainisch miteinander kommunizieren können und nicht nur in der Lage sind, sich in das polnische Bildungssystem zu integrieren, sondern selbst auch etwas Neues in das polnische System einbringen. Wir integrieren also nicht nur sie in das System, sondern der Prozess der Integration beruht auf Gegenseitigkeit.
Wir sind tatsächlich gerade dabei, ein neues Bildungssystem aufzubauen, ein gemeinsames polnisch-ukrainisches Bildungssystem. Neben den typischen Bildungsaktivitäten, an denen diese Schüler/innen teilnehmen, ist es unserer Meinung nach sehr wichtig, dass diejenigen, die zusätzliche Hilfe benötigen, eine solche Unterstützung in Form von Angeboten außerhalb des Lehrplans erhalten. Manchmal sind das polnische Sprachkurse, denn alle Schüler/innen mit Migrationshintergrund haben nach dem Gesetz Anspruch auf zwei zusätzliche Stunden Polnischunterricht. Auf diese Weise helfen wir den Schülern/-innen aus der Ukraine auch, Beziehungen zu polnischen Schülern/-innen aufzubauen, damit sie sich hier sicher fühlen. Wir wünschen uns, dass sie die Schule sozusagen als zweites Zuhause erleben. Vielleicht ist das ein zu großes Wort, aber wir hoffen, dass sie sich hier sicher fühlen in dem Wissen, das sie von allen Seiten auf Hilfe zählen können.
Additional information
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Education type:School Education
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Evidence:N/A
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Funding source:N/a
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Intervention level:N/A
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Intervention intensity:N/A
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Participating countries:PolandUkraine
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Target audience:Government / policy makerHead Teacher / PrincipalStudent TeacherTeacherTeacher Educator
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Target audience ISCED:Primary education (ISCED 1)Lower secondary education (ISCED 2)Upper secondary education (ISCED 3)